Die Ansiedlungsgeschichte von Neu-Pasua
Im Krieg gegen die Türken eroberte Reichsfeldmarschall Prinz Eugen von Savoyen (1663-1736) im Auftrag von Kaiser Karl VI. weite Gebiete im Südosten Europas und schaffte so die Voraussetzung für die Ausdehnung des habsburgischen Kaiserreiches.
In dem entvölkerten Raum fehlten aber die Menschen, die das eroberte Land sichern und die Grenzen schützen können. Aus diesem Grund setzte dann die planmäßige Besiedlung des Donauraumes durch den österreichischen Staat ein. Sie erfolgte in der zeit von 1711 bis 1792 und auch noch danach. In drei großen „Schwabenzügen“ zogen die Auswanderer aus dem gesamten deutschen Reichsgebiet, vorwiegend aber aus Südwestdeutschland, in den Südwesten Europas.
Die ersten Ansiedler kamen auf Württemberg in der Regierungszeit Kaiser Leopolds II. (1790-1792). Sie durften auswandern, weil Kaiser Josef II. die Konfessionsbeschränkung aufhob und auch Evangelischen die Ansiedlung erlaubte. Versehen mit einem Auswanderungspass, der sie als unbescholtene Leute auswies und einem Familienbogen des Heimatpfarramtes machten sich 62 württembergische Familien im Sommer 1790 auf den Weg nach Ulm, um von dort aus mit der „Ulmer Schachtel“ donauabwärts bis Peterwardein zu fahren. Im Winter fanden sie Quartier bei den evangelischen Slowaken in Alt-Pasua, und im Frühjahr 1791 begannen die Ansiedler mit Hilfe der Militärverwaltung die ersten Häuser zu bauen. Ein Grundstück, Gärten, Äcker und Wiesen wurden ihnen zugewiesen. Für die Beschaffung von Geräten, Vieh und Einrichtungsgegenständen wurden Darlehen gewährt, die nach und nach zurückzuzahlen waren. Als Vergünstigung gab es eine zehnjährige Befreiung von Steuern und Kriegsdiensten.
Wer Getreidescheuern auf deutsche Art baute, wurde darüber hinaus für drei Jahre von der Abgabepflicht befreit.
Die Dorfentwicklung
Schon ein Jahr nach der Ortsgründung lebten in Neu-Pasua 51 Familien mit 262 Personen. Obwohl viele Familien nach der Ansiedlung ausstarben, wuchs der Ort durch seinen Kinderreichtum stark an. Es wanderten auch Nachzügler aus Baden und aus der Batschka zu, so dass die Bevölkerung in den ersten 30 Jahren auf 730 Personen anstieg. Ein Bevölkerungswachstum um das Dreifache bewog die Gemeinde, wiederholt Gesuche um die Vermehrung des Bodens an den Kaiser zu richten. Dieser Bitte wurde aber erst 1842 entsprochen. Neu-Pasua erhielt 242 Joch Feld neu zugewiesen. Ein Joch entspricht 0,575 Hektar. Im Durchschnitt besaß jede Familie 22 Joch Wirtschaftsfläche, gerade genug, um den Lebensunterhalt bestreiten zu können. Um ein Auskommen auch für die bis 1944 auf 6000 Einwohner angestiegene Bevölkerung sicherzustellen, musste ständig Feld von den Nachbargemeinden zugekauft werden. Bei der Vertreibung hatte jede Familie immer noch die erforderliche Wirtschaftsfläche. Bewundernswert ist auch, dass die Bevölkerung von Neu-Pasua durch ständigen Geburtenüberschuss wuchs, obwohl durch eine hohe Sterblichkeit viele Menschen starben. Noch in den dreißiger Jahren diese Jahrhunderts gab es im Dorf 50 Familien, die mehr als neun lebende Kinder hatten. Nach und Nach wurden alle gemeindlichen Einrichtungen geschaffen, die die Entwicklung einer intakten Dorfgemeinschaft ermöglichten. So neben der evangelischen Kirche (1810-1812) auch unser Waisenhaus Siloah. Für Kroatien/Slawonien war dies das erste Heim dieser Art. Im ganzen Donauraum hatte es seine Parallele damals nur in dem Waisenhaus der Batschkaer Gemeinde Torschau. (aus: Neu-Pasuaer Heimatbuch).